Stellungnahme zur Umbenennung des Henry-Ford-Baus

Stickermotiv: Henry Ford war ein Antisemit
Am 23. Januar 2020 wurde im Akademischen Senat der Beuth Hochschule für Technik dem Antrag zur Namensänderung der Hochschule zugestimmt. Zuvor hatten mehrere Veranstaltungen auf den antisemitischen Hintergrund des namensgebenden Christian Peter Wilhelm Beuth aufmerksam gemacht, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Mitglied der Deutschen Tischgesellschaft antisemitische Positionen unterstützt und eigene antisemitische Reden gehalten hatte.
 
Der Allgemeine Studierendenausschuss der sog. Freien Universität Berlin begrüßt das entschlossene Vorgehen gegen die Ehrung antisemitischer Namensgeber*innen und fordert in diesem Zusammenhang die Umbenennung des Henry-Ford-Baus, der das Audimax der FU beherbergt.
 
Der Namensgeber des repräsentativsten Gebäudes der FU war nachweislich ein bekennender Antisemit und Unterstützer des NS-Regimes. So veröffentlichte Ford unter anderem bereits 1920 eine antisemitische Textesammlung "The International Jew" welche nach der Übersetzung ins Deutsche zu einem festen Bestandteil der antisemitischen Propaganda wurde. Auch persönlich hatte Ford enge Verbindungen zum NS Regime und ihm wurde 1938 als erstem US-Amerikaner das Großkreuz des deutschen Adlerordens, die höchste Auszeichnung für Ausländer im nationalsozialistischen Deutschland, verliehen. Die Laudatio kam dabei von Hitler persönlich, welcher Ford auch auf Grund seiner antisemitischen Schriften als Inspiration bezeichnete.
Auch der Einsatz von Zwangsarbeiter*innen und KZ-Häftlingen in den Ford-Werken ist mittlerweile gut belegt. In einem Bericht der Ford Motor Company Archives ist von bis zu 1900 Zwangsarbeiter*innen, überwiegend osteuropäischen Kriegsgefangenen, die Rede. Darüber hinaus wurden KZ-Häftlinge aus dem Lager Buchenwald in der Produktion ausgebeutet. Dieses Vorgehen kam auch der Wehrmacht zu Gute, für die die Ford-Werke während des Zweiten Weltkriegs "zwischen 87.000 und 92.000 Fahrzeuge" herstellte.
 
Fabian Bennewitz, Referent für Hochschulpolitik meint dazu: "Das Ford ein Antisemit war und sein Vermögen, welches den Henry-Ford-Bau finanziert hat, auch auf der Ausbeutung von Opfern des Nationalsozialismus beruht, steht außer Frage. Die erneute Umbenennung der BHT hat gezeigt, dass eine Distanzierung von Antisemit*innen notwendig und möglich ist. Solch eine Distanzierung fordern wir auch vom Präsidium der FU. Die FU muss jetzt selbst ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen."
 
Die Argumentation des FU Präsidiums, der Bau sei nach Henry Ford II. benannt, ist bekannt, aber wenig stichhaltig. So findet sich in den Unterlagen des Akademischen Senats zur Benennung des Hery-Ford-Baus kein Verweis auf Henry Ford II. und auch auf der Webseite über die Geschichte des Henry Ford Baus taucht dieser nicht auf. Gleichzeitig hat noch immer keine glaubhafte Distanzierung von Henry Ford stattgefunden. Sowohl der antisemitische Hintergrund Henry Fords als auch die präsidiale Interpretation des Namens dürfte nur wenigen Mitgliedern der Universität bekannt sein. Zudem lässt diese Argumentation den Ursprung des Vermögens der Ford Foundation als Geldgeber des Baus außer Acht.
 
Erst 2018 hatte die Universität Greifwald sich von ihrem bisherigen Namensgeber Ernst Moritz Arndt getrennt. Auch Straßen und Plätze, die nach Personen, die in deutschen Kolonien Verbrechen begangen haben, benannt sind, geraten zunehmend unter Druck. So hatte die Bezirksverordnetenversammlung Mitte ebenfalls 2018 drei Umbenennungen beschlossen. Doch nicht nur in Berlin gibt es Umbenennungsinitiativen. Beispielsweise wird in Tübingen seit langem ein Ende des Bezugs auf den antisemitischen Grafen Eberhard im Bart gefordert und von Studierenden in Initiativen umgesetzt.
 
Der AStA FU fordert den Akademischen Senat und das Präsidium auf, ein transparentes Verfahren zur Umbenennung einzuleiten. In der Geschichte der FU gibt es einige emanzipatorische Persönlichkeiten, die aus Sicht des AStA für eine Würdigung in Frage kommen.
Stickermotiv: Henry Ford war ein Antisemit

Wer mehr über den Antisemitismus Henry Fords und den fragwürdigen Umgang der FU mit der Namensgebung des Henry-Ford-Baus wissen möchte empfehlen wir den Artikel Verdrängen statt Erinnern von Ralf Hofrogge aus dem AStA-Magazin "FU70: Gegendarstellungen".

Die FSI Geschichte hat schon 2007, anlässlich der Neueröffnung des HFB, einen Artikel dazu verfasst, der leider immer noch aktuell ist: Antisemitismusstreit um Henry-Ford-Bau.

Das entsprechende Protokoll der AS Sitzung, das auch die FSI Geschichte erwähnt ist auf FragDenStaat aufrufbar.

 
Kategorien