Offener Brief der GEW an den FU-Präsidenten anlässlich der Räumung

Auch der Berliner Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert in einem offenen Brief an den FU-Präsidenten die Räumung des Seminarzentrums. Der Brief wird im folgenden dokumentiert:

Sehr geehrter Herr Professor Alt,

bei Ihrem Amtsantritt haben Sie betont, ein Präsident aller FU-Angehörigen zu sein und auch Gespräche mit allen Gruppierungen geführt. Das hat bei den Mitgliedern der Freien Universität den Eindruck eines gesprächsbereiten, an sachlicher Auseinandersetzung interessierten Präsidenten geweckt.

Umso erstaunter hat der Vorstand der Abteilung Wissenschaft der GEW BERLIN zur Kenntnis genommen, dass auf Ihre Veranlassung am 16. November 2011 ca. 50 Studierende von der Polizei aus dem Raum L 115 getragen wurden, die sich dort seit dem frühen Abend einquartiert hatten, um unter anderem den Bildungsstreik des nächsten Tages vorzubereiten.

Ein Mitglied unseres Vorstandes war am gleichen Abend bei der Mitgliederversammlung der Ernst-Reuter-Gesellschaft, ist von Bediensteten auf die Raumänderung hingewiesen worden und hat sich nach Ende der Veranstaltung von der Friedlichkeit der versammelten Studierenden überzeugen können.

Wie Sie wissen, unterstützt die GEW BERLIN die Bestrebungen der Studierenden, auf die Missstände in der Öffentlichkeit hinzuweisen; Missstände, die auch im Interesse der Universitäten und des Präsidenten der Freien Universität dringend angegangen werden müssen.

Daher ist es uns unverständlich, dass für Sie offenbar das Hausrecht als wichtigster Punkt jenseits aller berechtigten Forderungen unbedingt und sofort durchgesetzt worden ist. Mitte der sechziger Jahre hat die Eskalation genau so angefangen, wobei die heutigen Studierenden wesentlich friedlicher und gesprächsbereiter sind und Ihrem Mitarbeiter ja auch angeboten haben, mit ihnen zu diskutieren und die Argumente anzuhören.

Neben den Beschäftigten „gehört“ die Universität als öffentliche Einrichtung für Forschung und Studium den Studierenden schließlich in gleicher Weise.

Wir sind sehr interessiert daran, Ihre Beweggründe kennen zu lernen und erwarten Ihre Antwort mit großem Interesse.

Mit freundlichen Grüßen

David Bowskill
Vorsitzender der Abteilung Wissenschaft