Exzellenz? Not my FU*ture – Exzellente Protestkultur an der Freien Universität Berlin
Im Rahmen der Exzellenzinitiative konkurrieren seit einigen Jahren die deutschen Universitäten um Forschungsgelder. An der Freien Universität findet diese Woche eine Begehung statt. Studierende haben deshalb eine Aktionswoche organisiert. Eine Infokampagne leistet Aufklärung, spielerische Protest-Aktionen sind angekündigt.
Seit 2006 treten die Hochschulen Deutschlands in der „Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen“ gegeneinander an. Der Forschungswettbewerb markiert einen grundlegenden Wandel in der Bildungspolitik hin zur gezielten Förderung von Eliten. Statt die chronisch unterfinanzierte Hochschullandschaft grundlegend auszufinanzieren, werden einige wenige Hochschulen zu Exzellenzzentren erkoren. So konzentriert sich die bis 2012 bereit gestellte Summe von 1,9 Milliarden Euro auf gerade einmal 33 von 106 deutschen Hochschulen. Geld erhalten die Hochschulen, die ohnehin besser gestellt sind, als andere.
Auch die FU konnte sich als „Leuchtturm der Wissenschaft“ (Pressemeldung der FU, 2007) das Siegel „Eliteuniversität“ auf die Fahnen schreiben. „Für die meisten Studierenden und Uni-Mitarbeiter_innen ist der Zusatz Eliteuni allerdings kein Grund zum Jubeln“, meint Anne Schindler, hochschulpolitische Referentin des AStA der FU. Bei den Studierenden oder Mitarbeiter_innen kommt das Geld nicht an, ein Elitetitel bedeutet keine bessere Ausfinanzierung der Lehre. Vielmehr orientiert dieser sich an den Maximen wirtschaftlicher Verwertbarkeit und internationaler Sichtbarkeit. Die Lehre wird auf unmittelbar marktfähige Inhalte reduziert: Geisteswissenschaften und Teile der Sozialwissenschaften werden zugunsten anwendungsorientierter, meist naturwissenschaftlicher und technischer Fächer, abgewertet; der Leistungs- und Selektionsdruck auf allen Ebenen wird erhöht; ein eigenständiges und kritisches Studium ist nicht gewollt und kaum noch möglich. Um das Exzellenzkriterium der „Steuerbarkeit“ zu gewährleisten, gehen gleichzeitig die Entscheidungsbefugnisse zunehmend in die Hände des Präsidiums über, welches die Universität im Sinne eines strategiebasierten Managements regiert. Tatsächlich wurde die FU im Jahr 2006 als „Unternehmerischste Universität“ gekürt.
Im Rahmen einer weiteren Wettbewerbsrunde wird am Donnerstag, den 2.2.12, eine Gutachter_innenkommission die FU besuchen. Vor dem Hintergrund des Schadens, den die Exzellenzinitiative jetzt bereits angerichtet hat, kann es kaum verwundern, dass Studierende Gegenaktionen angekündigt haben. „Zunächst geht es darum aufzuklären und klar zu machen, was sich hinter den Worthülse ‚Exzellenz‘ und Eliteuni verbirgt“, so Inga, die bereits im Bildungsprotest des vergangenen Jahres aktiv war. Auf dem Programm steht eine Diskussionsveranstaltung mit Bodo Zeuner (Prof. em. OSI), Andy Möbius (AStA FU) und Ellen Höhne von der Uni Bremen, in der bereits vor zwei Wochen einige Anti-Exzellenz-Aktionen stattfanden. Höhepunkt der Aktionswoche wird ein spektakulärer Gegen-Wettbewerb am Donnerstag sein. „Wir laden alle FU-Angehörigen zu sportlichen, schrillbunten und bissigen Wettkämpfen ein. Mit einer ‚Exzellenziade‘ werden wir diesem von Konkurrenzwahn und undemokratischem Unternehmensgeist beherrschten Zirkus den Spiegel vorhalten“, kündigt Inga an. Ihr und vielen anderen Aktivist_innen geht es nicht um die Berichtigung von einzelnen Aspekten des Wettbewerbs. Sie sehen die ganze Exzellenzinitiative, sowie die damit einhergehende Ideologie von Autorität und Marktförmigkeit kritisch.
Aktive gegen die Exzellenzinitiative der FU