Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft isoliert sich durch den Beschluss restriktiver Prüfungsregelungen – trotz massivem Widerstands und unter Übergehung studentischer Interessen. Die gesamte Sitzung war von einer zynischen, studierendenfeindlichen und zuweilen surrealen Argumentation der professoralen Mehrheit durchzogen.
Im Rahmen der Sitzung des Fachbereichsrat Wirtschaftswissenschaft am 13.06.2012 wurden diverse Prüfungsordnungen beschlossen, welche eine restriktive Zwei-Wiederholungsversuche-Regelung sowie verpflichtende amtsärztliche Atteste enthalten. Diese hatten u.a. die jüngsten Studierendenproteste zur von der FU-Leitung im Hinterzimmer vorangetriebene Rahmenprüfungsordnung ausgelöst. Dabei kam es zu einem Eklat: Mehrere professorale Mitglieder stellten den impliziten Vorwurf in den Raum, die Studierenden missbrauchten ihr studentisches Mandat hinsichtlich ihres Stimmverhaltens gegenüber den strittigen Ordnungen. Gleichzeitig setzte sich die professorale Statusgruppe hinsichtlich der genannten Prüfungsregelungen ihrerseits über eine Empfehlung der Kommission für Lehre (KfL), einen offenen Brief der Masterstudierenden aus der VWL sowie über die Bedenken der Frauenbeauftragten hinweg.
„Ich fühle mich als studentischer Vertreter nicht ernst genommen. Es ist erschreckend, wie fadenscheinig die Diskussion von professoraler Seite geführt wurde – es gab zu keinem Zeitpunkt eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den studentischen Kritikpunkten, stattdessen wurden verfahrenstechnische oder rechtliche Restriktionen vorgeschoben“, sagt Jay Pocklington, studentischer Vertreter im Fachbereichsrat.
Während die Studienordnungen merkliche Verbesserungen aufwiesen und von Studierendenseite ausdrücklich begrüßt wurden, zeichnete sich eine machtorienterte Politik des Dekanats, insbesondere des Studiendekans des Fachbereichs, ab. Der Verantwortliche für den Masterstudiengang FACTS führte die Diskussionen hinsichtlich der strittigen, teils grob unsozialen Punkte der Prüfungsordnungen mit verfahrenstechnischen Mitteln zum Abbruch. Alle bereits auf der letzten Sitzung ausführlich begründeten Änderungsanträge der Studierenden wurden abgelehnt. Zudem maßten sich die professoralen Mitglieder des Fachbereichsrats an, über das studentische Stimmverhalten zu urteilen bzw. warfen den Studierendenvertretern mangelnde Kommunikation innerhalb der Studierendenschaft des Fachbereichs vor. Ein Skandal, findet auch Lucas Feicht, hochschulpolitischer Referent des AStA FU: „Es ist absurd, dass dieser Vorwurf von den Personen geäußert wird, die mit Geschäftsordnungsanträgen eine Debatte mit studentischen Gästen abwürgen.“ Bereits im Vorfeld der Sitzung gab es Versuche seitens des Fachbereichs, das Stimmverhalten der fsi wiwiss, welche die zwei studentischen Mandate im FBR inne hat, innerhalb der Fachschaft zu diskreditieren. Parallel setzt sich der Fachbereich auf zentraler Universitätsebene für die Implementierung einer Zwei-Wiederholungsversuche-Regelung ein.