Mit Bestürzung und Unglauben hat der AStA FU die erneute Kürung der FU Berlin zur sogenannten Exzellenz-Universität zur Kenntnis genommen. "Wir hatten gehofft, dass der Spuk nach fünf Jahren endlich ein Ende hat", kommentiert Michael Beron, Referent für Lehre und Studium des AStA FU, das Ergebnis. "Für die Studierenden an der FU hat die Exzellenzinitiative in der Praxis nahezu nur negative Implikationen, von Demokratieverlust über restriktiv und unsozial gestaltete Studienbedingungen bis hin zu massiver Geldverschwendung für prestigeorientierte Projekte und Initiativen auf Kosten der Lehre", ergänzt Anne Schindler, hochschulpolitische Referentin des AStA FU.
Die Exzellenzinitiative bindet erhebliche Ressourcen, beispielsweise für das Formulieren von Exzellenzanträgen oder die Entwicklung von umstrittenen Qualitätssicherungsverfahren, ohne dabei nachweisbare Verbesserungen, vor allem im Bereich der Lehre, für die Angehörigen der Universität zu schaffen. Dies geht sowohl zu Lasten der Lehrenden und Lernenden als auch der Angestellten der FU, welche unter einen immer größer werdenden Druck gesetzt werden. "Soziale Aspekte werden an der FU mit Füßen getreten, denn Exzellenz und Elite haben nicht viel gemein mit einer fairen und gleichberechtigten Partizipation an Hochschulbildung oder fairen Arbeitsbedingungen", sagt Philipp Bahrt, Sozialreferent des AStA FU. "Im Gegenteil dient der Exzellenzstatus der FU in vielen Fällen explizit als Rechtfertigung restriktiver und unsozialer Regelungen", fügt Bahrt hinzu.
Auch eine inhaltliche Ausdünnung der Lehrinhalte ist an vielen Fachbereichen evident, zumal es an der FU weder in erster Linie um Wissen, Erkenntnis sowie die grundständige Lehre geht, noch um die Ermöglichung einer Persönlichkeitsentwicklung im Humboldt'schen Sinne. An deren Stelle sind Exzellenzcluster und Graduiertenprogramme gerückt. Auch für studentische Freiräume und Cafés, welche nicht in das Corporate Identity-Bild einer exzellenten, gleichförmigen FU passen, ist mittlerweile kein Platz mehr. Kreativität und Selbstbestimmtheit, welche so wichtig für einen offenen und freien Erkenntnisprozess sind, werden an der FU unterdrückt. Denkbar schlechte Voraussetzungen für eine exzellente Lehre.
"Die Idee, wirtschaftsaffine Anträge so mit Milliarden zu übergießen, dass die Forschung brilliert, ist erkennbar und erwartbar gescheitert. Dies haben zuletzt sogar ideologische Hardliner wie der ehemalige FU-Präsident Dieter Lenzen eingestanden", sagt Lucas Feicht, hochschulpolitischer Referent des AStA FU. Lenzen scheint mit seiner neuen Linie in Hamburg aus seinen Erfahrungen an der FU gelernt zu haben. Sein Nachfolger Alt hingegen scheint nach wie vor einer rückwärtsgewandten Exzellenzideologie anzuhängen, welche er offenbar in autoritärer Art und Weise gegen alle Widerstände durchzusetzen gewillt ist. "Mittlerweile gipfeln die Auswirkungen des Exzellenzstatus der FU sogar darin, dass - wie kürzlich im Fachbereichsrat Wirtschaftswissenschaft geschehen - Studierendenvertreter_innen implizit Missbrauch ihres Mandats vorgeworfen wird, wenn diese nicht gewillt sind, studierendenfeindliche Regelungen mit ihrem Stimmverhalten zu unterstützen", ergänzt Feicht.
Die Exzellenzinitiative hat ganz offensichtlich erhebliche negative Implikationen für die Demokratie an der Hochschule. Bereits das Konzept von Elite trägt ein ausgeprägtes antidemokratisches Element in sich. "In der Nichteinhaltung demokratischer Spielregeln ist die FU allerdings tatsächlich ein Leuchtturm: Sei es jüngst in der Übergehung des Akademischen Senats durch das Präsidium bei der Bestimmung von Qualitätsrichtlinien oder in der Nichteinbeziehung von Studierenden bei der Ausarbeitung der Rahmenstudien- und Prüfungsordnung oder gar hinsichtlich des Exzellenzantrags selbst. Womöglich hat der FU dieses Vorgehen im Wettbewerb geholfen, denn Elite kann ja nur sein, wer sich von der Basis entkoppelt", meint Ronny Matthes, Mitglied des Akademischen Senats der FU.
Der AStA FU fordert die Universität auf, den Status der Exzellenzuniversität niederzulegen bzw. dafür Sorge zu tragen, dass die FU in Sachen Demokratie, Arbeitsbedingungen und Lehre tatsächlich exzellent wird. Eine Spaltung der Hochschullandschaft in Gewinner und Verlierer und die Schaffung einer künstlichen Konkurrenzsituation zwischen den Hochschulen und den Studierenden lehnen wir entschieden ab.