Am Donnerstag dieser Woche, den 24.10.2013, findet in Berlin die zweite Lange Nacht der Bibliotheken statt. Auch die FU ist mit mehreren Bibliotheken im Programm vertreten. In diesem Jahr wird erstmals auch die 2012 eröffnete „Bibliothek des Konservatismus“ an der Langen Nacht der Bibliotheken teilnehmen. Die 2012 eröffnete „Bibliothek des Konservatismus“ steht nicht nur der „Jungen Freiheit“ nahe, sie ist eine der zentralen Institutionen der „Neuen Rechten“ in Berlin. Der „Bibliothek des Konservatismus“ wird mit der Teilnahme an der Langen Nacht der Bibliotheken ein Podium gegeben, um sich öffentlich als neutrale Einrichtung der Wissensvermittlung zu präsentieren und Versatzstücke rechter Ideologien als vermeintlich wissenschaftlich akzeptierte Positionen darzustellen. Der AStA FU fordert alle Beteiligten der Langen Nacht der Bibliotheken dazu auf, sich umgehend und nachhaltig von der „Bibliothek des Konservatismus“ zu distanzieren.
Gleich nach dem Grußwort von Berlins regierenden Bürgermeister wird im Begleitheft zur Langen Nacht die neurechte „Bibliothek des Konservatismus“ beworben. Beworben wird sie u.a. mit den Worten „Lassen Sie sich entführen in die unbekannte Welt des Konservatismus, in die Höhen von Werten und Tugenden, in die Tiefen archaischer Denk- und Lebensformen (…). Sehen Sie, was es heißt, aus dem zu leben, "was immer gilt". Und warum das (eigentlich) ganz normal ist ...“. Was bereits in diesen Worten anklingt, offenbart sich bei genauerem Hinsehen als der Versuch neurechte Theorien unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit hoffähig zu machen. Bei der „Bibliothek des Konservatismus“ handelt es sich keinesfalls um eine unpolitische Spezialbibliothek, sondern um eine wesentliche Struktur des nichtparteilichen deutschen Rechtskonservatismus mit Verbindungen tief ins deutschnationale, völkische und kulturalistische Lager.
Bei der im November 2012 in Berlin-Charlottenburg eröffneten „Bibliothek des Konservatismus“ handelt es sich um eine der bedeutendsten Einrichtungen der Neuen Rechten im deutschsprachigen Raum. Die hinter dem Projekt stehende „Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung“ (FKBF) ist eng verbunden mit der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“, die schon im Jahre 2011 anlässlich der bevorstehenden Eröffnung titelte: „Erstmals seit 1945 hat damit der konservative Bildungs– und Geistesschatz in Deutschland wieder eine Heimat.“ Im Zuge der Einrichtung der „Bibliothek des Konservatismus“ trat der neurechte Multifunktionär Karlheinz Weißmann vom Institut für Staatspolitik (ifS) als Redner auf, welcher u.a. eine Rückbesinnung auf „preußische Werte“ und eine „Kulturrevolution von Rechts“ fordert. Auf dem letztjährigen „Zwischentag“ des Instituts für Staatspolitik, einem der maßgeblichen Vernetzungstreffen publizistischer Organe der Neuen Rechten, wurde das Projekt gegenüber einem neurechten bis neonazistischen Publikum präsentiert.
Durchaus aufschlussreich ist auch die Liste von Preisträger_innen des „Gerhard-Löwenthal-Preises“, den die FKBF in Kooperation mit der Jungen Freiheit vergibt. Zu den bisherigen Preisträger_innen gehören neurechte Größen wie die Antifeministin und Ehefrau des „Zwischentag“-Veranstalters Götz Kubitschek, Ellen Kositza (2008) und zuletzt Michael Paulwitz (2011), heute Chefredakteur der „Burschenschaftlichen Blätter“, der Verbandszeitung der völkischen „Deutschen Burschenschaft“, die in letzter Zeit vor allem durch die Debatte um den sogenannten „Ariernachweis“ von sich reden machte. Neben der Förderung neurechter Publizistik stellt die Stiftung regelmäßig auch Räumlichkeiten für Veranstaltungen mit rechten Referent_innen bereit. Im vergangenen September veranstalteten christlich-fundamentalistische Abtreibungsgegner_innen in der Bibliothek eine Begleitveranstaltung zum sogenannten „Marsch für das Leben“. Im kommenden November wird Felix Strüning, Geschäftsführer der nationalliberalen „Stresemann-Stiftung“ und ehemaliger Kandidat für die Partei „Die Freiheit“, in den Räumen der Bibliothek darüber referieren „Wie islamische Akteure unsere Grundrechte bedrohen“.
„Dem veranstaltenden Bibliotheksverband, den teilnehmenden Hochschulen sowie der Berliner Öffentlichkeit scheint die Problematik der Bibliothek des Konservatismus bislang wohl entgangen zu sein. Wir halten es für außerordentlich bedenklich, wenn neurechten Positionen und Versatzstücken rechter Ideologien über eine in der Konsequenz anerkennende Haltung durch die öffentlichen Hochschulen und Bibliotheken potentiell der Weg in die Mitte der Gesellschaft geebnet wird und fordern den veranstaltenden Bibliotheksverband sowie die teilnehmenden Hochschulen dazu auf, sich von der Bibliothek des Konservatismus und ihren neurechten Umtrieben umgehend und nachhaltig zu distanzieren. Es ist unerträglich und in höchstem Maße besorgniserregend, wenn insbesondere Kindern und Jugendlichen neurechtes Gedankengut als akzeptierte wissenschaftliche Position präsentiert wird“, heißt es dazu aus dem Referat für Kommunikation und Antirepression des AStA FU.