Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen Andreas Eckert, Professor am IAAW und Dozent im Global History Programm sowie Machtmissbrauch allgemein an der Humboldt-Universität zu Berlin

Gemeinsame Stellungnahme des Referent*innenrats, der Fachschaft des IAAW und des AStA der FU

Liebe Studierende, Lehrende und Mitarbeiter*innen der Humboldt-Universität,

wir möchten gemeinsam als Fachschaft des IAAW und als Referent*innen-Rat Stellung beziehen zu den aktuellen Vorwürfen gegen Andreas Eckert sowie zur Problematik des Machtmissbrauchs an unserer Universität. Diese Stellungnahme knüpft an die vorherige Mitteilung des RefRats zum Fall von Dr. Andreas Kohring an und unterstreicht unsere Haltung zu diesem Thema.

In Anknüpfung an unsere bisherigen Bemühungen in der Causa Dr. Andreas Kohring betonen wir die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Aufarbeitung der vorgebrachten Vorwürfe. Eine offene und selbstkritische Auseinandersetzung der verantwortlichen Institutionen mit dem strukturellen Charakter von Machtmissbrauch an dieser Universität ist der erste Schritt, um Studierende und Mitarbeitende wirksamer zu schützen und einen diskriminierungsfreien Raum an der HU zu schaffen.

Auslöser für diese Stellungnahme war insbesondere ein im Mai 2023 erschienener Essay „Survival in Silence: Of Guilt and Grief at the Intersection of Precarity, Exile, and Womanhood in Neoliberal Academia” von Asli Vatansever. In diesem reflektiert die Autorin explizit und schmerzhaft einen körperlichen Übergriff und setzt diesen in den Kontext einer *weißen* und zumeist männlich geprägten akademischen Welt. Obwohl der Täter hinter diesem sexualisierten Übergriff im Text nicht klar benannt wird, war vielen Institutsangehörigen schnell klar - es handelt sich dabei wahrscheinlich um Andreas Eckert.

Die aktuellen Vorwürfe betreffen also Prof. Dr. Andreas Eckert, einen Professor am IAAW und Dozenten im Global History Programm. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir uns als akademische Gemeinschaft und als Studierende deutlich auf die Seite der Betroffenen gegen jede Form von Machtmissbrauch und Diskriminierung stellen.

Richtig finden wir daher das Vorgehen an der FU: Die Maßnahmen, die an der Freien Universität im Bezug auf die Anschuldigungen gegen Prof. Eckert im Global History Programm ergriffen wurden, um den Vorwürfen umzugehen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Die umgehende Entbindung des betreffenden Dozenten von allen Lehrverpflichtungen verdeutlicht die Notwendigkeit schneller und angemessener Handlungen, auch an der Humboldt Universität. Derzeit lehrt Eckert zwar nicht regulär, tritt aber immer wieder als Gastdozent in Vorlesungen auf und ist für viele Studierende eine präsente, einflussreiche Person am Institut.

Wissenschaftliche Auseinandersetzung: Das wissenschaftliche Essay von Asli Vatansever beleuchtet eindrucksvoll die vielschichtigen Herausforderungen im Zusammenhang mit Machtstrukturen und Missbrauch im akademischen Umfeld sowie mit intersektionaler Diskriminierung. Es macht deutlich, dass  derartige Themen auf akademischer Ebene erforscht und diskutiert werden müssen, insbesondere unter Berücksichtigung der aktuellen Vorwürfe. Im Hinblick auf Andreas Eckerts überregionale und internationale Bedeutsamkeit halten wir es für wichtig, die Vorfälle von Machtmissbrauch nicht nur hier, sondern an allen Universitäten zu thematisieren.

Deswegen appellieren wir an die Humboldt-Universität: Wir fordern, dass die verantwortlichen Stellen, die Vorwürfe gegen den betreffenden Professor ernst nehmen und umfassend aufarbeiten. Wir fordern, dass sämtliche Maßnahmen und Schritte öffentlich kommuniziert werden, denn Transparenz ist von essentieller Bedeutung. Und wir fordern die Kündigung von Tätern, sollten sich die im Raum stehenden Vorwürfe als wahr und belastbar erweisen. 

Unterstützung und offene Kommunikation: Wir möchten betroffenen Personen und allen, die Redebedarf haben, unsere Unterstützung anbieten. Kein Vorfall ist zu klein oder unbedeutend, dass ihr uns nicht an uns wenden dürft. Der Referent*innenRat und die Fachschaft des IAAW stehen euch als Anlaufstelle zur Verfügung, um weiteren Fällen nachzugehen, Anliegen zu besprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Selbstverständlich kann all das anonym erfolgen, eure Bedürfnisse stehen dabei im Mittelpunkt unserer Arbeit. 

Wir sind davon überzeugt, dass nur durch kollektive Anstrengungen und offene Kommunikation eine Veränderung im Umgang mit Machtmissbrauch und Diskriminierung an unserer Universität erreicht werden kann. Wir sind entschlossen, unseren Beitrag dazu zu leisten und eine akademische Umgebung zu schaffen, die für alle mehr Sicherheit und Gerechtigkeit bietet. 
 

Mit solidarischen Grüßen,
 

RefRat, Fachschaft des IAAW und AStA FU
 

Ansprechpersonen: 

Antidiskriminierungsberatung des RefRat: adb@refrat.hu-berlin.de

Queer_Feministisches Referat: queer_fem@refrat.hu-berlin.de 

IAAW Fachschaft: iaaw.fachschaft@gmail.com

Berichte zu Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt bzw Übergriffigkeit im aktuellen oder weiteren Fällen (auch anonym) an: antisexismus@astafu.de

Antisexistisches Beratungsangebot AStA FU: frauenberatung@astafu.de

Queerfeministischer peer support AStA FU: ps-queerfem@astafu.de