Hier eine Pressemitteilung, die wir gemeinsam mit mehreren berliner ASten am 17.10.2023 veröffentlicht haben:
Am Donnerstag, 12.10.2023, hat die Berliner Senatsverwaltung gegenüber dem RBB verkündet, dass sie nicht von einer Weiterführung des Semestertickets im kommenden Sommersemester ausgeht. Stattdessen wird das (noch unsichere) 29€-Ticket als ausreichende Alternative gesehen, die das Semesterticket überflüssig machen würde.
Diese Haltung ist für uns absolut unverständlich und wir sind bestürzt über diese Aussichten. Eine Abschaffung des Semestertickets würde hunderttausende Studierende in eine finanzielle Notlage versetzen. Diese Maßnahme wäre zudem klimaschädlich, unsolidarisch und verkehrspolitisch unsinnig. Wir fordern, dass das Semesterticket auch weiterhin erhalten bleibt.
Das 29€-Ticket kann das Semesterticket nicht ersetzen. Zum einen deckt das 29€-Ticket lediglich den Tarifbereich Berlin AB ab. Für viele Studierende ist das aber aufgrund der Mietenkrise keine sinnvolle Lösung. „Ich wohne im Tarifbereich C, da ich mir wie viele Studierende keine Wohnung im Stadtgebiet mehr leisten kann", sagte uns etwa ein Student der HU. "Für mich wäre der Weg zur Uni ohne ein ABC-Ticket kaum bezahlbar." Jene Studierende, die längere Anfahrtswege in Kauf nehmen, um sich die Miete der Wohnung oder des WG-Zimmers leisten zu können sollen nun also zusätzlich noch durch deutlich höhere ÖPNV-Kosten belastet werden. Auch mit dem Fahrrad können sie nicht in den AB-Bereich fahren, denn eine kostenlose Fahrradmitnahme soll das 29€-Ticket offenbar auch nicht beinhalten. Da das 29€-Ticket nur als Jahresabonnement erhältlich ist, können Studierende leider auch keine Kosten sparen, indem sie in den Sommermonaten das Fahrrad anstelle des ÖPNVs nutzen. Sie müssten also entweder im Sommer unnötig zahlen oder in den Wintermonaten auf dem Fahrrad frieren. Diese Aussichten sollen nach der Senatsverwaltung offensichtlich für viele Studierende bald Realität werden.
Außerdem ist das Semesterticket als Solidarmodell eine zentrale Errungenschaft der verfassten Studierendenschaften. Alle Studierenden zahlen gemeinsam ein um den Preis zu senken. Die Studierendenschaften betreiben zudem eigene Sozialfonds, über die Ticketpreise erstattet werden können. Viele Studierende mit geringem Einkommen sind auf eine Erstattung über den Sozialfond ihrer Universität angewiesen. Das Solidarmodell ist deshalb meist die einzige Möglichkeit, überhaupt dauerhaft in Besitz eines ÖPNV-Tickets zu sein. „Ich könnte mir gar kein freiverkäufliches Ticket kaufen, weil es ohne das Geld aus dem Sozialfond viel zu teuer wäre“ erzählt eine Studentin, die einen Antrag auf Erstattung beim AStA der FU gestellt hat. Diese einzigartige Möglichkeit fiele bei frei verkäuflichen Tickets weg.
Wer gibt uns außerdem die Garantie, dass das 29€-Ticket bleibt und nicht auch bloß eine Art Pilotprojekt der Großen Koalition darstellt? Diese Unsicherheit führt besonders bei Studierenden zu finanziellen Belastungen. Es wäre unverantwortlich und brandgefährlich, in Zeiten von sozialen Krisen und der voranschreitenden Klimakatastrophe einen politischen Weg einzuschlagen, der umweltfreundliche Mobilität teurer und weniger zugänglich macht.
Für ein solidarisches, bezahlbares Semesterticket für alle!
- AStA FU
- Referent*innenrat HU Berlin
- AStA HfS Ernst Busch
- AStA BHT
- ASTA KHB Weißensee
- ASTA HWR