Am Freitagabend wurde ein jüdischer FU Student Opfer eines unfassbar brutalen und antisemitischen Angriffs, vermutlich durch einen anderen Kommilitonen der FU. Der betroffene Student liegt derzeit schwer verletzt im Krankenhaus und musste operiert werden, schwebt aber zum Glück nicht in Lebensgefahr. Unter anderem wurden mehrere Brüche im Schädelbereich festgestellt.
Zuallererst wollen wir dem betroffenen Kommilitonen unsere Solidarität aussprechen und ihm schnelle und gute Genesung wünschen!
Wir als Vertretungen der verfassten Studierendenschaften von TU und FU Berlin verurteilen den brutalen antisemitischen Angriff auf unseren Kommilitonen der FU Berlin aufs Schärfste!
Der Betroffene hatte sich an der FU, auch öffentlich, mehrmals gegen Antisemitismus an der Universität positioniert und wurde nach aktuellem Stand von einem Kommilitonen der FU, welcher laut Medienberichten eine "pro-palästinensische" Haltung vertreten würde, angegriffen. Der Angreifer soll den Betroffenen in der Bar erkannt haben und ihm aus der Bar hinaus gefolgt sein, ihn dann auf aggressive Weise mit seiner Haltung zum Nahostkonflikt konfrontiert haben, und auf die Deeskalationsversuche der Begleitung des Betroffenen nicht eingegangen sein. Der Angreifer schlug dem Betroffen mehrfach ins Gesicht und trat dann auf den am Boden liegenden Kommilitonen ein. Der Angreifer floh daraufhin.
Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass die polizeilichen Ermittlungen andauern ,wir hier nur die bisher veröffentlichte öffentliche Darstellungen wiedergeben und weitere Informationen noch abwarten müssen. Wir stehen aber uneingeschränkt solidarisch an der Seite des Betroffenen.
Leider sind solche brutalen antisemitischen Angriffe auch ein Resultat aus dem massiv gestiegenen Antisemitismus, welcher sich unter anderem in den Debatten rund um Israel/Palästina und den Nahostkonflikt äußert. Dieser hat nun, nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung am 7. Oktober und den darauffolgenden Krieg und der humanitären Notlage in Gaza, in Deutschland einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Stimmung in unserer Gesellschaft und an den Universitäten gegenüber Jüdinnen*Juden, Israelis, und als jüdisch oder israelisch markierte Personen, Orte und Institutionen ist aufgeheizt und voll verbaler und physischer antisemitischer Gewalt. Dies zeigt sich derzeit auch immer wieder an deutschen Universitäten, wie in den letzten Wochen an der FU Berlin, der UdK Berlin oder auch der TU Berlin. Jüdische Studierende berichten seit Monaten von verbalen und physischen Angriffen und machen immer wieder deutlich, dass sie an den deutschen Universitäten nicht sicher sind. Bisher haben es die Uni-Leitungen dramatisch versäumt, unsere jüdischen und israelischen Kommiliton*innen ernst zu nehmen und dafür zu sorgen, dass sie ohne Angst und Gewalt studieren können.
Die ersten Medienberichte, die sich alle auf eine Polizeimeldung von Samstag den 3. Februar beziehen, übernahmen unkritisch diese erste Darstellung der Polizei und zitierten teilweise, ohne dies kenntlich zu machen, aus dieser. Leider waren in der Polizeimeldung nach aktuellem Stand grobe Fehler, welche die Tat massiv relativierten und aus dem brutalen antisemitischen Angriff einen "Streit über den Nahostkonflikt" oder auch einen "Streit über Religion" machten. Wir verurteilen die unkritische Übernahme der Medien, die zur Verbreitung von Falschinformationen führte und eine Entsolidarisierung mit dem Opfer zur Folge haben kann. Nichtsdestotrotz ist die Berichterstattung über einen solchen Angriff wichtig, sollte aber bestenfalls die Perspektive des Opfers mit einbeziehen und Formulierungen aus Polizeimeldungen als Zitate kennzeichnen und allgemein eine kritische Distanz zur Darstellung der Polizei einnehmen und sich diese Darstellung nicht zu eigen machen oder sie als Tatsachen darstellen.
Wir rufen alle Studierenden und alle anderen Hochschulangehörigen in Berlin auf, sich solidarisch an die Seite von Betroffenen antisemitischer Gewalt zu stellen!
Antisemitismus darf niemals unwidersprochen bleiben, egal in welcher Form oder unter welchem Deckmantel dieser auftritt.
Solidarität mit dem Betroffenen und Solidarität mit allen Betroffenen antisemitischer Gewalt! Gegen jeden Antisemitismus!