Der ganz „normale Mietenwahnsinn“
Endlos steigende Mieten, Umwandlung in Eigentum, Kündigungen, Zwangsräumungen und Wohnraumknappheit. Das sind nur einige Schlagworte mit denen Studierende, die in Berlin wohnen (oder wohnen wollen) konfrontiert sind. Berlin ist bundesweites Schlusslicht, wenn es um Wohnheimplätze für Studierende geht. Nur 6%, der ca. 195.000 Studierenden in Berlin, haben das Glück einen dieser Plätze zu bekommen. Meist mit einer Wartezeit von 2 bis 3 Semestern.1 Der Großteil ist also abhängig vom sogenannten „freien Markt“. Wenn man auf diesem das Glück hatte ein WG-Zimmer zu finden, kostete es zuletzt im Durchschnitt 429 €, während BaföG-Empfänger:innen gerade mal 325 € als Wohnpauschale zur Verfügung gestellt bekommen. Für eine 1-Zimmer-Wohnung wurden dann schon im Durchschnitt 519€ pro Monat fällig.2
und dann kam Corona…
Wer als Student*in nicht nur Essen, sondern auch Wohnen will, muss in Berlin - so scheint es - neben dem Vollzeitstudium noch arbeiten gehen. Doch durch die Pandemie und ihre Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben, sind viele Studierende erwerbslos geworden. Studierende, die zu einer Risikogruppe gehören, finden noch schlechter Jobs als andere. Denn die kurzfristigen Beschäftigungen, die es gibt, sind oft mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden. Das führt wiederum dazu, dass viele von uns die Miete nicht zahlen können, Schulden anhäufen oder sogar eine Kündigung kassieren.
Besonders Studierende, die seit März 2020 in Berlin studieren, haben es schwer Wohnraum zu finden. Das soziale Leben der Studierendenschaft ist auf ein minimum reduziert. WG-Parties, Kneipenabende, Gespräche auf dem Campus oder ähnliche Begegnungen, bei denen sich über freiwerdende Wohnungen/ WG-Zimmer ausgetauscht wurde, fallen weg. Das ist gut für die Eindämmung der Pandemie aber schlecht für die Chance auf geeigneten günstigen Wohnraum.
„Ihr nehmt uns den Deckel? Wir woll’n den ganzen Topf!“
Aufgrund dieser Extremsituation sind viele Studierende per Defintion wohnungslos geworden oder haben die berechtigte Angst ihren Wohnraum zu verlieren.3 Die Auswirkungen von diesem Status Quo sind verheerend, führt zu finanziellen und psychischen Problemen, die sich auch auf unser Studium auswirken.
Der Mietendeckel sollte die endlos ansteigenden Mieten in Berlin seit Februar 2020 ein wenig bremsen. Zehntausende Studierende und Mieter*innen haben diesen Deckel in den letzten Jahren erkämpft. Zur Freude der Investor*innen, Immobiliengesellschaften und der CDU und FDP, die für die Verfassungsklage mitverantwortlich sind, ist diese Maßnahme nun erst mal vom Tisch.
Diesen Zustand können wir als Studierende nicht weiter hinnehmen Wir fordern:
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100% Mietkostenübernahme durch das BAföG-Amt!
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Mehr (barrierearme) Wohnheimplätze für Studierende!
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Enteignung und Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne, damit auch Studierende Zugang zu diesen Wohnungen haben!
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eine transparente Liegenschaftspolitik der Universitäten im Interesse der Studierenden!
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Mietschuldenerlass für Studierende, die von der Corona-Krise betroffen sind
Hierfür gehen wir am 23.05.2023 mit mehreren Hundert stadtpolitischen Initativen auf die Straße. Wir laden euch ein mit Abstand und Maske gemeinsam mit uns laut zu sein.
Mehr Infos zur studentischen Wohnungsnot (Broschüre von 2019)
1 https://www.iwd.de/artikel/wohnungsnot-der-studenten-verschaerft-sich-weiter-499592/