Die LandesAstenKonferenz erklärt sich solidarisch mit den anstehenden Bildungsprotesten und fordert die Studierenden Berlins auf sich zu beteiligen

Die Demonstration am 17.11.11, sowie die vielfältigen inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Unzulänglichkeiten des (Berliner) Bildungssystems sind Teil der seit Jahren rumorenden Unzufriedenheit von Erzieher_innen, Schüler_innen, Lehrerenden, Azubis, Erzieher_innen, Studierenden und Eltern. Aus Sicht der LandesAstenKonferenz ist die Zeit gekommen nicht nur bildungspolitische Shows zu favorisieren sondern die gestellten Forderungen ernst zu nehmen und in Lösungen umzusetzen. Wir sehen die Forderungen der letzten Jahre bisher nur teilweise bis überhaupt nicht durch den Senat umgesetzt. Die Punkte, die vor zwei Jahren während des Bildungsstreiks angebracht wurden, sind immer noch akut und aktuell. Veränderungen, zum Beispiel durch die Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes, verschärften dagegen eher bestehende Probleme und schafften Neue. Selektion hinter sich lassen! Bereits von der KiTa (Kindertagesstätte) an werden Menschen selektiert. Ob sie einen Platz in er KiTa bekommen hängt nicht von der Bedürftigkeit ab, sondern bereits dort vom Geldbeutel der Eltern. In den Schulen erwartet die jungen Menschen dann nicht gemeinsames Lernen in einer angebrachten Atmosphäre, sondern eine völlig absurde Unterteilung in ein mehrgliedriges Schulsystem. Chancengleichheit, neue Lernformen und Lernen fürs Leben und nicht für die Schule bleiben leere Worthülsen, die im richtigen Moment Schavan und Co an die Medien ausgegeben werden. Wer einen Studienplatz am Ende bekommt hängt also nicht davon ab, ob Menschen sich für einen Hochschulabschluss entscheiden, sondern davon ob man mit jungen Jahren in die richtige Schule gesetzt wurden. Das oftmals gerade Kinder mit einem Migrationshintergrund und Kinder aus nicht-akademischen Familien nicht auf solchen Schulen landen, ist in dieser Gesellschaft systemimmanent und nicht hinnehmbar. Masterplätze für Alle! Regelstudienzeit kippen! Die Forderung nach ausreichend Masterplätzen existiert seit der Einführung des zweigliedrigen Studiensystems. Und spitzt sich mehr und mehr zu.

Wir fordern, dass endlich ein Umdenken in der Politik stattfindet. Eine Erhöhung der Masterplätze ist notwendig, damit alle Studierenden, die den Bachelor nicht als ausreichend erachten, eine weitere Vertiefung ihres Wissens erlangen können. Diese Forderung könnte aufgeweicht werden, wenn der Bachelor als berufsqualifizierend, wie einst beschlossen, angesehen wird und Studierenden Zeit bekommen ihren Bachelor individuel zu gestalten und auch mal länger als 6 Semester brauchen können. Eine Vertiefung und Spezialisierung muss schon im Bachelor möglich sein. Anja Naujoks vom AStA FU dazu: „ Dies darf jedoch nicht bedeuten, wie wir gerade jeden Tag zu spüren bekommen, dass Studienpläne gestrafft und verschulter werden. Eine Abschaffung der Regelstudienzeit, Wahlmöglichkeiten und individuelles Studieren begleitet von einigen, jedoch eher wenigen, Pflichtmodulen! So sieht für mich als Studierende ein gutes Studium aus. Bulimielernen kann nicht zu grundständigem Wissen führen, dass später im Berufsleben angewendet werden kann.“ Studienfinanzierung sozial gestalten! Hochschulen bedarfsgerecht ausstatten! Die Regelstudienzeit verkennt die Lage vieler Studierender: Ein Vollzeitstudium in drei Jahren kann bei einem vollen Stundenplan kaum bewältigt werden, wenn man neben dem Studium arbeiten muss, so wie ca. 70% der Berliner Studierenden. Gerade deshalb muss es endlich eine ausreichende Finanzierung durch das BAföG geben. Doch eine Finanzierung des Studiums macht nicht bei den Studierenden halt. Auch die Hochschulen müssen eine grundständige Ausfinanzierung erhalten, damit die Professor_innen sich nicht auf die Einwerbung von Drittmitteln konzentrieren müssen, sondern ihr Hauptaugenmerk auf die Lehre und das Zusammenbringen von Studierenden und Forschung legen können. „Viele Fallbeispiele an unseren Hochschulen zeigen deutlich, dass Gelder fehlen. So gibt es nicht genug Lehrkräfte für die Studierende, weshalb Tutor_innen, welche eine 40h-Stelle inne haben, mal eben 60 h die Woche arbeiten müssen. Zum Studieren für den_die Tutor_in bleibt keine Zeit und bezahlt werden ihm_ihr die Überstunden auch nicht.“, so Jana Küchler bildungspolitische Referentin im AStA TU. Für die Hochschulen scheinen solche Fälle aber letzte Lösungsmöglichkeiten darzustellen um ein grundständiges Lehrangebot gewährleisten zu können. Wir fordern alle Studierenden, Lehrenden, Schüler_innen, Azubis, Erzieher_innen und Eltern auf sich dem Protest anzuschließen und nicht länger dem Kurs der Landes- und Bundespolitik Richtung ökonomischer Verwertung der Bildung zuzusehen. Die Berliner LandesAstenkonferenz bietet allen Interessierten eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Bildungssystem an: Vom 18. bis 23. November finden an einigen Berliner Hochschulen Thementage statt. Jan Jeschke, AStA Vorsitzender der Beuth Hochschule für Technik dazu: „Wir werden nicht akzeptieren, dass unser Unmut rigoros ignoriert wird und sehen uns verpflichtet gemeinsam mit den anderen Betroffenen die Beseitigung der Missstände selbst in die Hand zu nehmen. Wir werden uns inhaltlich gegen die kommenden Lügen und leeren Versprechungen wappnen.“ Im Besonderen fordern wir außerdem die Lehrenden und Hochschulverwaltungen auf, sich dem Protest anzuschließen. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind genau so anzuprangern wie prekäre Lernbedingungen. Unsere Solidarität beschränkt sich nicht nur auf die Berliner Protestierenden. Ein Kampf für freiere und gerechtere Bildung kann nur gemeinsam und länderübergreifend geführt werden.

Es finden Vollversammlungen am Mittwoch den 16. November statt.
FU Berlin: 12.00 Uhr Hörsaal 1a Silberlaube
TU Berlin: 14.00 Uhr Hauptgebäude H0111 ,
HU Berlin: 16.00 Uhr
Katholische Hochschule Berlin: 13.45 Uhr
Beuth Hochschule Berlin: 10.00 Uhr Bauwesen H1

Allgemeiner Studierendenausschuss der FU