Am Mittwoch, den 21.Oktober 2015 empfing die FU Berlin Außenminister Frank Walter Steinmeier anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Gründung der UN. In diesem Rahmen möchte Steinmeier mit Studierenden diskutieren, ob „die Welt aus den Fugen“ geraten ist und „was uns zusammenhält“. Der Allgemeine Studierendenausschuss der FU Berlin findet sowohl Anlass wie Dozenten absurd. „Die UN-Charta als völkerrechtlichen Meilenstein für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu feiern, ist heute wie schon zu ihrer Gründung heuchlerisch. Dass ein Großteil der Welt 1945 noch unter westlicher Kolonialherrschaft stand, gerät in Vergessenheit. Während das Recht auf Souveränität dem Großteil der kolonisierten Welt 1945 vorenthalten wurde, sind es heute die aus den ehemaligen Kolonien, denen Steinmeier mit seinem Plädoyer für Abschottung und Abschiebung das Recht auf ein würdiges Leben vorenthalten möchte“, so Luisa Böhmer, Kulturreferentin des AStA FU. Isa Schaller, Öffentlichkeitsreferentin des AStA ergänzt: „Während Staat und Politik versagen, engagieren sich jedoch Studierende zusammen mit Geflüchteten an den Hochschulen: für unbürokratische Studienmöglichkeiten, neue Begegnungsorte und kostenlose Sprachkurse. Auch wenn wir die – viel zu späte - Initiative "Welcome@FUBerlin" des Präsidiums begrüßen, die geflüchteten Menschen zumindest die Möglichkeit eines eingeschränkten Studiums bieten will, stellt sie keine breitenwirksame Studienmöglichkeit dar. „Was uns zusammenhält“ – wie Steinmeier erörtern möchte, ist einmal mehr weder Verdienst der Politik oder der Freien Universität - sondern dem Engagement einzelner mutiger Personen, Initiativen und Bündnisse zu verdanken, die sich nicht selten gegen erheblichen institutionellen Widerstand behaupten müssen." "Der Besuch Steinmeiers ist nur ein weiteres Puzzlestück der bedauerlichen Gesamtentwicklung der FU. Unter dem Label der "freigeistigen Universität" gibt sich hier zwischen politischen Werbeveranstaltungen und fragwürdigen Honorarprofessuren zunehmend eine deutsche Elite, fern von jeglichem wissenschaftlichen oder humanistischen Ansatz, die Klinke in die Hand.", so Marlene Gernath, Öffentlichkeitsreferentin des AStA FU. "Steinmeiers Weigerung, den Armenischen Genozid als Völkermord zu bezeichnen, passt dabei in eine Kette jüngster Ereignisse. Deren letzte Glieder waren die Streichung der Postcolonial Studies vom Curriculum der politischen Fakultät sowie die voreilige Verbrennung eines Knochenfundes, der neue Erkenntnisse zur NS-Vergangenheit der Dahlemer Forschungseinrichtungen hätte liefern können. Doch während das Präsidium mit allen Mitteln versucht, die Fassade der "modernen Netzwerkuniversität" aufrecht zu halten, untergräbt es damit das Fundament der Gründer*innen, die vor fast 70 Jahren für Forschung und Lehre frei von politischen Einflüssen kämpften." schließt Gernath.