„ich denke hier an Ausländer, ...“ - Furios bietet unkritische Plattform für AfD-Spitzenkandidat.

„ich denke hier an Ausländer, ...“ - Furios bietet unkritische Plattform für AfD-Spitzenkandidat. Die Campuszeitschrift Furios führt im Rahmen des Berliner Wahlkampfs Interviews mit den Spitzenkandidat*innen der Parteien – dazu gehört auch Georg Pazderski von der AfD. Doch die AfD als eine Partei unter vielen zu behandeln, verharmlost deren reaktionäre Inhalte. Im Interview schafft die Furios es nicht, kritische (Nach-)fragen zu stellen. Im Gegenteil: So lautet eine Frage an Pazderski, was dieser unter Minderheitenstudien verstehe und welche negativen Folgen diese für akademische Forschung haben könnten. Es ist problematisch, den von der AfD geprägten Begriff der Minderheitenstudien – gemeint sind Gender Studies - zu übernehmen, ohne diesen kritisch zu hinterfragen. Darüber hinaus übernimmt der Fragesteller die AfD-Annahme, Gender Studies hätten negative Folgen für andere Wissenschaftsbereiche – absurd angesichts der zahlreichen interdisziplinären Kooperationen. Dem Berufsoffizier Pazderski wird anschließend Raum gegeben, Gender Studies als Pseudowissenschaft zu diffamieren. Pazderski erklärt, „dass eine kleine Kaste von Leuten etwas von Leuten etwas behaupte, das nicht stimmt – nämlich, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.“ Spätestens hier wäre Anlass gegeben, Pazderskis grotesk verkürzter Auffassung der Gender Studies zu widersprechen. Selbst Pazderskis Forderung, „bestimmten Gruppen, ich denke hier an Ausländer, eine Gebühr fürs Studieren abverlangen.”, wird nicht hinterfragt. Er kann frei von Spitzenuniversitäten schwadronieren, deren primäres Ziel es sein müsse, Kapital anzulocken und eine starke Elite für Deutschland auszubilden. In Pazderskis Vorstellungen von akademischer Elite ist kein Platz für Geflüchtete: An den Universitäten sollen primär Deutsche studieren dürfen und „diejenigen die wir hier im Land brauchen.“ Wahrheitswidrig behauptet er: „Wenn gewisse bildungstechnische und sprachliche Voraussetzungen erfüllt werden, können Flüchtlinge im Rahmen verfügbarer Kapazitäten auch studieren.“ Abstrus angesichts der hohen Hürden, die Geflüchtete überwinden müssen, um studieren zu können: Bis vor kurzem untersagten die Ausländerbehörden pauschal allen Geflüchteten das Studium, es besteht kein gesicherter Zugang zu BAföG und die Berliner Bürokratie verhindert häufig, ein Studium aufzunehmen. Der AfD-Kandidat fordert, den Universitäten freie Hand zu lassen - auch im Bereich der Gehälter. Dem Furios-Redakteur kommt nicht in den Sinn, auf die Tarifbindung der Berliner Hochschulen hinzuweisen. So bleibt Pazderski Vorschlag, die Hochschulen zu tariffreien Zonen zu machen, unwidersprochen. Stattdessen die Frage, ob Pazderski ein Gehalt von 10,98 als ausreichend empfinde, worauf er schwammig antwortet. Die Furios verpasst so die Chance, die löchrige Programmatik der AfD in der Hochschulpolitik aufzudecken und das reaktionäre Gedankengut zu hinterfragen, das diese formte. Wir sprechen uns vehement dagegen aus, die AfD so zu verharmlosen und ihre öffentliche Position weiter zu stärken. Für bezeichnend halten wir es in diesem Kontext, dass Henrik Pauli, vormals stellvertretender Chefredakteur der Furios mit Verantwortung für das Politikressort, inzwischen als Schatzmeister des AfD-Kreisverbands in Neukölln tätig ist und regelmäßig an rechten Demonstrationen wie Bärgida teilnimmt.  

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