Mit einem 365 € Semesterticket für Studierende könnte der Studienstandort Berlin und Brandenburg weiterhin attraktiv bleiben
Seit vier Wochen übernimmt die "Interessengemeinschaft Semesterticket Berlin-Brandenburg" (IGSemTixBBB), stellvertretend für die Universitäten und Hochschulen beider Bundesländer die Verhandlungsgespräche mit den Verkehrsunternehmen des VBB zur Fortführung der Semesterticketverträge. Ende August drohen diese jedoch ein jähes Ende zu finden. Ein Angebot, welches den Studierenden seit der vergangenen Woche vorliegt, sieht eine Übergangslösung für zwei Semester vor - bei weiterhin kontinuierlich steigenden Preisen.
"Unsere Studierende sind gezwungen eine Preissteigerung hinzunehmen, weil die Verkehrsbetriebe sich in den Verhandlungen nicht mehr auf uns zukommen möchten und die Preisverhandlungen für die kommenden zwei Semester einseitig nicht mehr fortführen möchten.“ so Matthias Weingärtner, Verhandlungsführer der IGSemTixBBB. “Wir sind darauf angewiesen, dass auf politischer und behördlicher Ebene reagiert wird. Steigende Studienkosten können die meisten Studierenden in der aktuellen Lage nicht aufbringen. Dazu beschweren sich immer mehr Studierende, dass das Semesterticket aufgrund der Online-Lehre ohnehin unnötig sei.“, ergänzt Tilman Kolbe, ebenfalls Verhandlungsführer der IGSemTixBBB.
Als eine für alle tragbare Lösung sieht die IGSemTixBBB die Einführung eines von den beiden Ländern subventioniertes und auf 365 € im Jahr gedeckeltes Semester-Ticket (182,50 € pro Semester) im VBB-Gesamtnetz. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür gibt es bereits schon. So gibt es seit 2019 bereits ein Azubi-Ticket für 365 € pro Jahr, welches im gesamten VBB-Netz gilt und auch monatlich bezogen werden kann.
„Bisher sind wir Studierende von dem Solidarmodell [1] des Semestertickets überzeugt und sehen darin viele mögliche Vorteile für die Studierenden als auch für den VBB und die angeschlossenen Verkehrsbetriebe. Während der Corona-Krise sind die Studierenden in Berlin und Brandenburg für die Verkehrsbetriebe eine sichere Bank, da durch die 210.000 Semestertickets jährlich rund 80 Millionen in die Kassen der Verkehrsbetriebe fließen, unabhängig ob das Ticket nun genutzt werden konnte oder nicht!“ so Tilman Kolbe. Matthias Weingärtner ergänzt hierzu: „Und das aus den eigenen Taschen der Studierenden, denn bisher wird das Semesterticket von den Ländern nicht subventioniert. Jetzt aber die fehlenden Einnahmen des Nahverkehrs durch Preiserhöhungen bei den Studierenden einzufordern und somit eine sowieso schon sehr gebeutelte Kundengruppe förmlich weiter auszunehmen und gegenüber anderen Kundengruppen zu benachteiligen? Das geht nicht! Und lässt viele Studierende nun am Solidarmodell zweifeln!“
Die Studienstandorte in Berlin und Brandenburg sind unter anderem wegen ihren moderaten Semesterbeiträgen bei den jungen Erwachsenen beliebt. "Dieser Vorteil, den wir gegenüber vielen Hochschulen und Universitäten im Rest des Landes haben, droht mit den kontinuierlich steil ansteigenden Semestergebühren verloren zu gehen.", meint Tilman Kolbe und ergänzt, "wenn die Politik uns nicht unterstützt, wird sich das in den kommenden Semestern in den Zahlen der Studienbewerbungen widerspiegeln."
Bis zum 20. August haben die Verhandlungsführenden der IGSemTixBBB nun noch Zeit auf das vom VBB vorgelegte Angebot zu reagieren und arbeiten gerade an mehreren Gegenentwürfen um eine Fortführung der Semestertickets für die 210.000 Studierenden über das Sommersemester 2021 hinaus zu gewährleisten. Parallel hierzu laufen Gespräche mit Politiker*innen und weiteren Entscheidungsträger*innen. In dieser Woche sind mehrere Anhörungen in Anschüssen geplant, außerdem sollen in beiden Parlamenten die zuständigen Senatoren und Minister befragt werden.
„Wir haben in den letzten Wochen mit sehr vielen Politiker*innen, Entscheider*innen und Ministerien gesprochen und viele, ja fast alle, mit denen wir bisher gesprochen haben, finden die Idee super, doch alles hängt davon ab, wie sich in den kommenden Wochen die Politik dazu positionieren wird. Es heißt immer Bildung darf nicht vom Geldbeutel abhängen, wir verlangen daher nun von den Politker*innen endlich spürbare Unterstützung für die Studierenden und eine klare Positionierung für ein 365 Euro Semesterticket in Berlin und Brandenburg.“ appelliert Matthias Weingärtner.
Wenn die Regierungen beider Länder bereit sind ihre Studierenden zu fördern, können die Verhandlungen zum Semesterticket am 20. August wieder aufgenommen werden. Wenn nicht, werden die Studierenden wie auch in den kommenden Jahren mit steigenden Studienkosten konfrontiert sein. Der ein oder die Andere wird sich am Ende das dann nicht mehr leisten können.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung
Pressekontakt: semtix[at]lak-berlin.de
Mehr Informationen zu den Semesterticketverhandlungen bei der LandesAstenKonferenz (LAK) Berlin.
1 Solidarmodell des Semestertickets:
Die Abnahme des Semesterticket ist für die Studierenden verpflichtend. Mit der Immatrikulation bzw. Rückmeldung zum Semester wird ein Semesterbeitrag von knapp 300 Euro fällig. Knapp 200 Euro hiervon fallen momentan auf das Semesterticket, dass die Studierendenvertretungen für die Studierenden erwerben, der Rest auf Verwaltungsgebühren und Beiträge für die Studierendenwerke. Grund für die Einführung eines Solidarmodells war der Wunsch nach einem vergünstigten Tickets für Studierende.