Echte Antidiskriminierung statt neoliberalem Diversity Management!

Der Gesamtpersonalrat(GPR) der FU Berlin veröffentlichte am 20. November eine Stellungnahme mit dem Titel "Diskriminierungsfreie Universität heißt Rückführung von ausgegliederten Beschäftigtengruppen". In dieser greift der GPR die Diversity Strategie der FU Berlin und ein Interview der Vizepräsidentin Verena Blechinger-Talcott auf in diesem die Vizepräsidentin die neue Regelung zur verpflichtenden Verwendung geschlechtergerechter Sprache erläutert. Der GPR begrüßt dabei grundsätzlich das Engagement der FU im Bereich Antidiskriminierung und die neuerdings eingeführte verpflichtende Verwendung geschlechtergerechter Sprache. Dem GPR seien Diskrimierungen am Arbeitsplatz durch ihre Tätigkeit bekannt und man lehnt diese ab. Er begrüßt ausdrücklich dass die FU "zu ihrer Verantwortung als öffentliche Institution bekennt. Dazu gehört, die Verschiedenheit von Menschen stärker anzuerkennen und wertzuschätzen und selbstkritisch Ausgrenzungsmechanismen zu erkennen und abzubauen.“

 

Er greift das Interview der Vizepräsidentin als Diskussionsanstoß auf und kritisiert den engen Betrachtungspunkt der Diversity Politik scharf. Durch jahrelanges Outsourcing von beispielsweise des Reinigungspersonal, das zu großen Teilen aus migrantischen Frauen besteht findet strukturelle Ausgrenzung statt. Die outgesourcten Beschäftigten erhalten weder Tariflöhne noch verfügen sie über die gleichen Mitbestimmungsrechte wie FU-Beschäftigte wie Wahlrecht zu Gremien der akademischen Selbstverwaltung und Betriebsrat.

 

Dieser Stellungnahme schließen wir uns als AStA ausdrücklich an! Wenn das Präsidium von Diversity spricht, liegt dem ein neoliberales Verständnis von Diversity zu Grunde. Das lässt sich auch schon am verwendetem Vokabular  wie "Diversity-Management", "Diversity-Kompetenz", "Diversity-Audit" erkennen. Diversität ist in diesem Verständnis etwas, dass durch die Leitungsebene verwaltet und gemanget werden muss um der Institution zu dienen. Dabei geht es nicht mehr darum diskriminierende Strukturen abzubauen sondern darum sich möglichst progressiv darzustellen.

 

Wie auch der GPR treffend feststellt blendet dieses Verständnis völlig die materielle Perspektive von Diskriminierung aus und beschränkt den Kreis derer auf die sie sich bezieht auf einen beschränkten Kreis der Universitätsmitglieder. Währenddessen sind es die prekär beschäftigten ausgegliederten Kolleg*innen ohne die der Universitätsbetrieb nicht möglich wäre.

 

Als Studierendenvertretung möchten wir neben den ausgegrenzten Beschäftigten auch auf die ausgegrenzten Studierenden/Lernenden hinweisen, die von diesem Konzept vergessen werden. Es sind vor Allem Arbeiter*innenkinder die neben dem Studium erwerbstätig sind und sich ihr Studium selbst finanzieren müssen oder solche die es erst garnicht an die Hochschule geschafft haben.

Eine erst Ende letzten Jahres veröffentlichte Studie bestätigt dieses Verhältnis. So beginnen von 100 Akademiker*innenkindern 79 ein Studium, während von 100 Nicht-Akademiker*innenkindern nur 27 ein Studium beginnen. Dieses Verhältnis setzt sich bei den Master- und Promotionsstudierenden fort.

 

Zentraler Mechanismus dieser Ungleichheit sind Zugangsbeschränkungen zum Studium wie der N.C. Denn Schul-Noten sind kein rationales Maß von Leistung sondern klassistische Beurteilungen. Nicht nur ist es für Arbeiter*innenkinder schwerer sich von Eltern bei der Schule helfen zu lassen oder Nachhilfe in Anspruch zu nehmen. Auch werden sie bei gleicher Leistung schlechter bewertet.

 

Neben diesem Punkten lässt die Präsidiumspolitik zu Antidiskriminierung an anderen Punkten zu wünschen übrig:

 

  • Obwohl seit Jahren gefordert gibt es keine zentrale Ansprechstelle für Fälle von Diskriminierung an der Uni außer der zentralen Frauenbeauftragten, die nicht für alle Arten von Diskriminierung ansprechbar ist. Dass Antidiskriminierungsstrukturen an der FU nicht annähernd ausreichend ausgebaut sind, zeigte erst kürzlich ein Fall am Fachbereich Physik.

 

 

 

 

Wir fordern:

 

  • Die Rückführung aller Beschäftigten in die FU
  • Abschaffung des N.C.
  • echte Antidiskriminierung statt neoliberalem Diversity-Management
  • Umbenennung des "Henry-Ford-Bau"
  • barrierearme Software und Lehre