Freie Universität Berlin, 17.02.2025
Vergangene Woche gab der Präsident der sogenannten "Freien" Universität Berlin, Günter Ziegler, bekannt, dass die Veranstaltung "Conditions of Life Calculated to Destroy: Legal and Forensic Perspectives on the Ongoing Gaza Genocide" mit Francesca Albanese nicht in Präsenz auf dem Universitätscampus stattfinden darf. Der Allgemeine Studierendenausschuss der "Freien" Universität ist darüber empört und organisiert für den geplanten Zeitpunkt eine Alternativveranstaltung, um den wissenschaftlichen Austausch selbst in die Hand zu nehmen.
"Die 'Freie' Universität ist auf den Werten von Freiheit und Wahrheit gegründet worden und Unipräsident Ziegler diffamiert studentischen Protest an der Uni und fordert stattdessen zu Diskursen in wissenschaftlichen Formaten auf. Nun organisieren Professor:innen eine solche Veranstaltung, und dass Studierende dazu aufrufen, ist ihm auch nicht recht. Diese Universität hat ihren Namen nicht verdient." – Emilia Weber, Referentin des AStA FU.
Die eingeladenen Gäst:innen waren unter anderem Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin für die palästinensischen Gebiete sowie Anwältin und Expertin für internationales Recht, und Eyal Weizman, Professor für Spatial and Visual Cultures und Leitung der Forensic Architecture an der Goldsmiths University London. Die beiden führten schon ähnliche Veranstaltungen an anderen europäischen Universitäten problemlos durch.
Die Veranstaltung sollte das konkrete Wie des Gaza Genozids sowie der legalen und forensischen Beweiserhebung behandeln. Die Essenz der akademischen Freiheit besteht gerade darin, dass sie gesichert ist, auch wenn es Widerspruch über das Ob von Hypothesen geben mag. Als offiziellen Grund für die Absage nennt Günter Ziegler "unkalkulierbare" Sicherheitsbedenken und wirft Studierenden vor, einen Konflikt in den Raum tragen zu wollen.
"Auf uns Studierende wirkt dieser Grund zum einen vorgeschoben, um sich nicht mit dem Thema auseinander setzen zu müssen, zum anderen stellt es uns Studierende unter den Generalverdacht, Veranstaltungen unsicher zu machen. Ist das wirklich das Bild, das unser Unipräsident von uns hat?" – Vincent Schwarz, Referent des AStA FU.
Des Weiteren kritisiert der AStA FU die damit einhergehende Einschränkung von Wissenschaft- und Meinungsfreiheit, indem diesem Thema keinen Platz für wissenschaftlichen Austausch und Diskussion gegeben wird. Die "Freie" Universität fällt mit der Absage der Vorlesung nicht zum ersten Mal damit auf, Palästinasolidarität zu unterdrücken: im Mai 2024 ließ die Universitätsleitung noch vor beginn einer Protestaktion die Polizei Studierende und Presse gewaltvoll vom Campus räumen.
Als Antwort auf die abgesagte Veranstaltung haben die beteiligten Professor:innen einen alternativen Ort gefunden und werden diese Veranstaltung streamen. Der AStA FU möchte den wissenschaftlichen Diskurs auf den Campus holen und wird daher eine Übertragung im studentischen Freiraum "GalileA" organisieren.
Kontakt: oeffref[at]astafu.de